Immer wieder lese ich Sätze wie: „Ich kann Dir Antworten auf Deine Fragen geben.“ Sinngemäß sind es diese Menschen, die scheinbar ein Patentrezept auf hoch individuelle Zwickmühlen haben. Ja, das ist Marketing.
Es ist so schade, dass das Coaching oft so missverstanden wird. Wenn es doch generelle Antworten auf ganz persönliche Situationen gibt, würde ja grundsätzlich ein Ratgeber zu jedem Gebiet ausreichen. Und damit hätten wir alle Probleme dieser Welt gelöst.
Warum formuliere ich das so provokant?
Weil ich diesen „Ich habe die Antworten“-Mythos nicht besonders hilfreich und für Hilfesuchende einfach nur teuer finde. Natürlich gibt es tolle Ratgeber. Und sie können an einigen Stellen inspirieren. Aber eine tatsächliche Lösung, die Du für Dich suchst, können sie Dir kaum liefern.
Coaching steht nicht synonym für bezahlte Antworten, die aus der Schublade geholt werden, wenn sie benötigt werden. Coaching holt Deine Antworten aus Dir heraus. Es bohrt nach, es findet heraus. Es ist ein bisschen wie das Ausgraben von antiken Schätzen eines Archäologen. Er buddelt, er kratzt, manchmal bürstet er ganz vorsichtig Schicht um Schicht ab, um den Schatz freizulegen.
Vielleicht ist der Coach Dein persönlicher Archäologe, der mit Dir zusammen die Schätze freilegt. Er benutzt dazu nicht Schaufel und Pinsel, sondern Fragen. Und nimmt Dich damit an die Hand.
Die Antworten hast Du selbst. Nur braucht es Fragen, um die Antwort auch zu formulieren.
Wir sind alle immer wieder auf der Suche nach Antworten. Deshalb funktioniert die gesamte Coaching- bzw. besser Beratungsliteratur so wunderbar. Sie verspricht Antworten.
Aber nun frag Dich mal, woher diese Antworten kommen?
Entweder ist es der Beratende selbst, der für sich eine (für ihn persönlich funktionierende) Lösung erarbeitet hat oder es ist ein Querschnitt aus Erkenntnissen, die aus der Praxis kommen. Und nein, das ist nicht alles falsch. Im Gegenteil, oft sind die Dinge gut überlegt, empirisch erworben und haben ihre Richtigkeit. Aber sie sind eines nie. Sie sind nicht individuell.
Ich habe sehr lange versucht herauszufinden, wo die Antworten liegen oder zu finden sind. Nur sehr selten bin ich auf etwas gestoßen, dass mir nachhaltig auf meinem persönlichen Weg geholfen hat.
Was soll ich tun?
Wo will ich hin?
Was kann, darf, muss ich?
Was macht mich glücklich?
Warum bin ich so erschöpft?
Wo bleibt meine Kreativität?
Welche Glaubenssätze machen mir mein Leben schwer?
Was ist der Sinn hinter all diesem ganzen weltlichen Sein?
Herrje, ich hatte viele – wohlgemerkt nicht sehr konkrete – Fragen. Und glaubst Du wirklich, ich habe Antworten gefunden? Nein. Nicht im Buch, nicht im Webinar und leider auch nur sehr wenige in Workshops und Coachings. (Ausnahme waren wirklich praktische Veranstaltungen, die aber eher Lehr- als Coaching-Charakter hatten und Coaches, die das ganze kapiert hatten!)
Irgendwann gab mir mal jemand in einer Community den ungefragten Rat „Finde doch erstmal raus was Du überhaupt willst!“ *Bääm*. Ich hatte eigentlich eine eher konkrete Frage zu einem Projekt gestellt und auf praktische Tipps gehofft. Warum jetzt dieser blöde Ratschlag? Ich war echt wütend. Das war übergriffig. „Was bildet der sich ein?“ „Der kennt mich doch gar nicht.“ „Mimimi…“
Aber ich habe diese Aussage, die er so dahingeklatscht hatte, die er wahrscheinlich selbst gar nicht mehr auf dem Zettel hatte, nach dem Anfangsgroll für mich umformuliert.
„Ja, was will ich eigentlich?“
Nicht, dass diese Frage neu für mich war. Sie begleitet mich schon seit meinem Abi (davor weiß ich es nicht genau). Und eine Antwort darauf hatte ich bis zu dem Zeitpunkt nicht gefunden. Das heißt natürlich nicht, dass ich nichts gemacht habe. Überhaupt nicht. Ich habe mich immer trotzdem für etwas entschieden und es dann in aller Konsequenz durchgezogen. Auch erfolgreich. Letztlich war aber alles in gewisser Weise ein Kompromiss. Nie war da das leidenschaftliche „Jaaaa!. Und noch immer darf ich mir die Frage immer wieder stellen!
Ich habe dann aber tatsächlich – naiv oder nicht – kurzen Prozess gemacht. Community verlassen, Projekt abgebrochen, mich auf die Suche begeben. Denn eines war mir die ganze Zeit klar. Das was ich zu dem Zeitpunkt gemacht habe widerstrebte mir bin in die kaputten Haarspitzen.
Warum erzähle ich das hier? Eine einzige Frage eines etwas übergriffigen Unbeteiligten und eine spontane, durch und durch emotionale Reaktion darauf – und dann einfach alles hinschmeißen?
Ja. Das war meine Antwort darauf. Wenn ich mich so fühle, so reagiere, dann steckt in dieser einfachen Frage ein wahrer Funke. Ein Stein des Anstoßes also.
Nun war diese Frage in ihrer sehr allgemeinen Art nicht die, die mir die erleichternde Lösung verschaffen hat. Vielmehr hat sie hunderttausend neue Fragen provoziert oder initiiert. Und das war die Lösung. Die Lösung waren hunderttausend neue Fragen. Und das hat in mir natürlich erstmal eine unfassbare Verwirrung produziert, die sich dann aber (und das wusste ich bis dahin allerdings nicht) auf natürliche Weise entwirrt hat.
Der Hauptfaktor in der Auflösung meiner Verwirrung? Druck loswerden.
Und Druck lässt sich nicht durch Druck abstellen. Das war eine fiese Zwickmühle, die ich nicht aktiv durch ein Tun ändern konnte. Eher durch Nichttun, bzw. durch loslassen. Konnte ich gar nicht!
Nun bin ich natürlich nicht ganz nackig in dieses ganze Unterfangen gelaufen. Ich habe einiges an Erfahrung in verschiedenen Dingen, Ausbildungen und bin vor allem ein echt leidenschaftlicher Autodidakt. Letzteres zu belegen ist allerdings schwierig – leider! Ich glaube, da draußen gibt es jede Menge von „dieser (unserer) Sorte“, die sich dann aber zu irgendwelchen Fortbildungen anmelden, um diesen Wisch zu bekommen auf dem dann steht „erfolgreich teilgenommen“. Aber ich schweife ab.
Immer wieder … immer wieder … immer wieder (und das ist selten) bin ich über und in die Gene Keys gestolpert. Und ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was mich zu Beginn hingezogen hat. Denn sie sind umfangreich, nicht per se einleuchtend, brauchen viel Zeit zum Verständnis (also eine Antwort auf die Frage „was kann ich damit jetzt anfangen?“). Ohne es selbst besser zu beherrschen, ist die Lektüre nach meinem Geschmack in ihrer Dramaturgie und ihrem Stil nicht besonders fesselnd.
Es verlangt unfassbar viel Zeit, um sich dem Kern zu nähern. Und nicht, dass die 64 Gene Keys schon umfangreich genug sind, die tatsächliche Arbeit mit ihnen möchte systematisch erfolgen – Sequenzen, Sphären, Verbindungen. Viele Fragezeichen waren also von Beginn an da und irgendwie schien es mir trotz der Faszination des Systems keine schnelle Lösung zu liefern.
Was ich aber von Beginn an erlebt habe, sind die vielen Fragen, die ich mir plötzlich stellen konnte. Ich hatte „Aufgaben“ bzw. Rätsel zu lösen. Und diese Rätsel haben mir letztlich eine große Hilfestellung gegeben, die Antworten auf eher intuitive Fragen selbst zu finden. Ohne Druck wohlgemerkt. Was ‘n Sch*!!!
Die Systematik hinter den Pfaden der Gene Keys ist spannend. Denn ich konnte meine Fragen kategorisieren. Und das ist die individuelle Note. Wir haben alle unsere Lebensrätsel. Die tragen wir in uns.
Ungelöste Rätsel führen uns in eine destruktive Haltung, die von Unsicherheit, Angst oder Wut begleitet wird. Dass aber genau in diesen Rätseln eben die Lösung steckt, die uns aus diesen Schatten in eine konstruktive Haltung transformieren lässt ist wundersam und wundervoll gleichermaßen.
Es war und ist fortwährend ein unfassbar spannender Weg, auf den man sich wirklich einlassen muss. Dieser Weg ist auch nach langer Zeit nicht beendet, denn Du wirst es immer weiter verfeinern. Es ist vergleichbar mit einem Bild, dass Du erst grob zeichnest, dann colorierst, dann die Details sukzessive herausarbeitest. Immer wieder findest Du – wenn Du mit einer ausreichenden Akribie dabei bist – noch Stellen, die Du bearbeiten kannst. Ist ein Bild wirklich irgendwann fertig?
Du wirst Dich mit Schatten, mit unliebsamen Gefühlen und Reaktionen auseinandersetzen. Es wird Themen geben, die Du erst in der Tiefe als wichtig empfinden wirst und die Dich dann dennoch herausfordern.
Aber das System bringt Dich auf einen Weg der Fragen, des Denkens. Und Du lernst wieder, auf Deine Intuition, Deine Umwelt und auf Dich zu vertrauen.
Ich habe in der Zeit, die ich mit den Gene Keys verbracht habe eine ganze Menge neuer Literatur benötigt, viel recherchiert und wollte verstehen. Denn es werden neue Themen aufgeworfen – Themen, die u.a. gesellschaftliche, philosophische und psychologische Bereiche berühren.
Ich hätte mir gewünscht, für diesen Weg einen Sparringspartner zu haben. Vielleicht wäre auch ein Coach prima gewesen, der mit mir gemeinsam die richtigen Fragen an die Oberfläche bringt. Allerdings habe ich auch eine ganze Menge Spaß am Lesen, am Entdecken neuer Felder und daran, Zusammenhänge zu erkennen. Daher war das mein Weg. (Mein 1er-Linien-Anteil, da kann ich nicht aus meiner Haut)
Falls Du aber mehr zu diesem Thema wissen möchtest, falls Du Lust hast, Dich auf den ersten Weg zu machen. Und falls Du es nicht alleine angehen möchtest – Dann melde Dich gern.
Oder schau selbst in die Bücher von Richard Rudd – du findest keinen Leitfaden, der Antworten liefert, sondern einen Leitfaden, um selbst die richtigen Fragen zu finden.
Die Antworten hast Du ohnehin schon in Dir.

