Keine Ahnung – vielleicht auch nicht wichtig.
Einfach mal so möchte ich hier beschreiben, wie ich mich fühle. Hier, in der Stille, in der Natur. Ich habe sehr lange in Hamburg gelebt. Für mich ist Hamburg noch immer eine der schönsten Städte. Ich mag die Menschen, die nordische kühl-herzliche Art. Aber mir war die Stadt zu laut. Mir war es zu eng. Ich hatte nie das Gefühl wirklich durchatmen zu können und Stille zu finden.
Jetzt hab ich diese Stille, das Durchatmen. Ich habe Ruhe gefunden. Sie hat mir geholfen, mich wieder zu hören – unverfälscht, umeingefärbt von all dem, was um mich herum stattfindet.
Der Weg dahin war und ist noch immer umbeschreibbar schön und anstrengend. Er wühlt auf und setzt mich quasi unbewaffnet jeder Emotion aus, die so auf mich losballert. Es gibt nur einen Unterschied, den ich hier wahrnehme. Es gibt kein Entkommen. Ich muss und ich darf mich dem stellen. Und das ist auch immer wieder heilsam.
Wenn ich rausschaue, sehe ich nichts als Natur. Die Felder sind heute schneebedeckt, der Garten sieht echt traurig aus, schläft aber ja einfach nur. Trist würden vielleicht einige diesen Zustand beschreiben, langweilig und eintönig.
Aber dieses Gefühl, das mir hier geschenkt wird ist so viel mehr. Da ist einfach diese gelassene Ruhe der Natur, die mir sagt: „Lass mir mal die Zeit, die ich brauche. Im Frühling wach ich schon wieder auf. Zuverlässig – wie letztes Jahr.“ . Das ist Sicherheit, das ist Konstanz, das ist ein Verstehen, dass ich manches einfach nicht ändern kann. Ich muss es akzeptieren.
Ich kann nicht schneller laufen, mehr arbeiten, früher aufstehen, mehr putzen, fleißiger irgendeinen Quatsch machen. Ich muss mich nicht aufregen, wütend sein, schreien und weinen. Das ist der Natur egal. Sie hat Zeit, sie hat ihre Zeit. Ich passe mich an.
Ich hatte heute morgen ein Gefühl, das ich schwer einordnen konnte. Stille, Gelassenheit, Liebe und Dankbarkeit haben sich zu einem Gefühl vereint. Weit weg auf einmal die Dinge, die mich tagtäglich beschäftigen, die Stumpfheit von Menschen, die meinen, sie können durch das Unterstützen rechtspopulistischer Quatschköppe die Welt verbessern (wollen die das überhaupt?), unfaire Diskussionen, Meinungsmache und all das.
Und ich kann es nicht in einem Wort zusammenbringen. Vielleicht ist das das wahre Gefühl von Melancholie. Aber mir geht’s gut. Das ist ein gutes und schönes Gefühl. Ich möchte das hier nicht als Synonym für Depression verstehen.
Einzig schwermütig an all dem ist nur, nicht zu wissen, wie lange ich es genießen darf. Alles hat ja seine Zeit und bei dem Gedanken, diesen Frieden hier nicht jeden Morgen zu spüren, werde ich vielleicht doch traurig.
Aber bis es soweit ist, werde ich heute dankbar sein – im Hier und Jetzt – im verschneiten Tielenhemme, meinem Zuhause.


Kommentare
Eine Antwort zu „Ist das Melancholie?“
[…] einiger Zeit habe ich aus einer Laune heraus ein paar Worte zum Thema Melancholie geschrieben. Es war ein Gefühl in mir, dass ich eher schwer beschreiben konnte. Aber irgendwie […]